Die Provinzen Nordspaniens – Teil I

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Nordspanien buildings-city-coasta © pexels.de

Ein Sommerurlaub in Nordspanien ist ein absoluter Geheimtipp. Die bei Touristen beliebten, südlich gelegeneren Orte wie Andalusien, Mallorca und die Costa Brava sind in den Sommermonaten oft sehr heiß. Die Strände sind überlaufen und die einzigartige, spanische Kultur lässt sich aufgrunddessen nicht so ausgiebig genießen. In Nordspanien ist das anders. Wir stellen Ihnen die verborgenen Provinzen vor.

Galizien, Asturien, Kantabrien und das Baskenland

Wesentlich weniger hektisch als in Südspanien geht es in den nördlichen Provinzen zu. Das Klima ist dort deutlich milder, die Landschaft grüner und die Menschen grundsätzlich entspannter. Bettenburgen und Ballermann-Tourismus lassen sich in Galizien, Kantabrien, Asturien und dem Baskenland nicht finden.

Unter Reisenden gilt die sogenannte „Costa Verde“ in Nordspanien noch als Geheimtipp.

Die Region ist überdies touristisch noch nicht erschlossen, deswegen gestaltet sich die Anreise auch nicht ganz einfach. Übrigens fliegen Flugzeuge nur selten diese direkt an.

In den meisten Fällen lohnt sich ein Flug mit Zwischenstopp in Barcelona oder Madrid, um auch ganz nebenbei noch diese Städte zu erkunden.

Größere Flughäfen gibt es in:

Tipp: Vom jeweiligen Flughafen aus können Urlauber beispielsweise auch eine Rundreise mit dem Mietwagen bis zu den nördlichen Regionen Spaniens unternehmen. Beachten Sie dazu auch unseren Tipp: Günstig parken am Flughafen


Auf zu den geheimen Traumstränden

Im Gegensatz zum trockenen, heißen Klima in Südspanien, sorgt der Atlantische Ozean für mildere, angenehm warme Temperaturen. Darüber hinaus bilden die vermehrten Niederschläge die Grundlage für eine unübertreffliche Pflanzenvielfalt in der gesamten Region. Deshalb bieten die leuchtend grünen Küstenabschnitte mit ihren zahlreichen, versteckten Buchten noch geheime Strände, von denen die wenigsten Touristen wissen.

Die „Playa de Andrin“ liegt überdies in der Nähe der asturischen Stadt Llanes. Weitestgehend unberührt liegt sie eingeschlossen von malerischen, grünen Steilklippen, an denen das türkisblaue Wasser bricht. Der feine Sand führt flach in den Atlantik und bei gutem Wetter erreichen die Wellen eine beachtliche Größe. Und vielleicht treffen Touristen an der Costa Asturina ganz nebenbei den ein oder anderen einsamen Surfer an. Dieser lässt sich bei einem kühlen „Cerveza“ zu gerne in ein Gespräch über sein Hobby verwickeln. Zum Windsurfen und Kitesurfen bieten sich dort nahezu ideale Bedingungen.

Einer der Traumstrände an der Costa Verde in Nordspanien

Einer der Traumstrände an der Costa Verde in Nordspanien (Bild: © Argonautis – Fotolia.com)

Nordspanien: atemberaubende Gebirge

Neben den unvergleichlichen Stränden und spektakulären Klippen hat die Costa Verde noch viel mehr zu bieten. Bewegen sich Reisende ins Inland der spanischen Provinzen finden sie eine gebirgige, zerklüftete Landschaft vor. Diese lädt vor allem zum Wandern und aktiv sein ein. Darüber hinaus können Urlauber dort grüne Weiden durchstreifen, auf denen Kühe und Schafe grasen und die Gipfel der Gebirge entdecken, die über 2000 Meter hoch sind. Ein bisschen fühlt es sich so an, als hätten sich Irland oder das Alpenvorland kurzerhand in wärmere Gefilde verlegt. Die Natur bleibt unberührt, die zahlreichen Nationalparks werden durch die UNESCO geschützt, wie die Region „Picos de Europa“. Von den Kalkstein-Gipfeln dieses Bergmassivs bieten sich atemberaubende Panorama-Blicke auf den blauen Ozean. Die grüne Landschaft zieht sich bis zu den nahegelegenen Stränden und der Übergang von Meer und Gebirge verläuft an der Costa Verde fließend wie in keiner anderen Region auf der Welt.


Lebendige Städte, direkt am Meer

Wem die einsamen und abgelegenen Strände sowie weitreichenden Naturparks beispielsweise nicht genügen, kann sich in den bunten Trubel der lebendigen Küstenstädte stürzen. San Sebastìan. Bilbao, Santander – überall lassen sich „feierwütige“ Spanier finden, die das Leben genießen. Die Architektur dieser mittelalterlichen Großstädte unterscheidet sich deutlich vom üblichen Stil im Rest des Landes.

Die Jugendstilarchitektur bestimmt das Stadtbild von San Sebastìan und wird durch strenge Bauvorschriften von den Stadtvätern geschützt. Wichtig ist, dass der Blick auf die weitreichende Bucht „La Concha“ frei bleibt. Tagsüber lässt es sich an diesem populären Stadtstrand wunderbar entspannen, bevor es am Abend auf Tapas-Tour (auf Baskisch: Pintxos) durch die engen Gassen der Altstadt geht.

Bilbao, Oviedo und Santiago de Compostela

Bilbao, eine weitere Küstenmetropole im Baskenland, kann mit anderen architektonischen Highlights aufwarten. Der Bau des spektakulären Guggenheim-Museums im Jahr 1997 richtete den Blick der Weltöffentlichkeit auf die Stadt. Auf über 11.000 m² lässt sich hier überwiegend moderne Kunst aus aller Welt genießen. Schnell entwickelte sich das Museum zu einem Touristenmagnet und sorgte für einen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung in der Region – der sogenannte „Bilbao-Effekt“.

Auch in den anderen Provinzen finden sich ferner Städte, die kulturell extrem viel zu bieten haben. So wie Oviedo im Fürstentum Asturien: Am besten erkunden Urlauber die Universitätsstadt zu Fuß, da der gesamte Altstadtkern eine Fußgängerzone ist. Ein Spaziergang durch die Stadt führt vorbei an prächtigen Residenzen, wie dem Camposagrado-Palast, und anderen eindrucksvollen Gebäuden, wie der spätgotischen Kathedrale San Salvador. Auch Filmfans kommen auf Ihre Kosten: Woody Allen ist mit einer Statue in der Stadt verewigt, als Dank dafür, dass er Oviedo in seinen Film „Vicky Cristina Barcelona“ thematisierte.

Besonderes Highlight und gleichzeitig beliebtestes Reiseziel in Nordspanien, ist ferner Santiago de Compostela mit seiner spektakulären Kathedrale. Hier endet der „Camino de Santiago“, der berühmte Jakobsweg, welcher Jahr für Jahr Ziel von tausenden Wanderern und Pilgern ist. Der nördliche Zweig des Pilgerwegs, der „Camino del Norte“ verläuft hauptsächlich parallel zur Küstenlinie der Costa Verde und gilt als einer der eindrucksvollsten Wanderwege Europas.


Spanien, und doch ganz anders

Kelten, Römer, Apfelwein – Die nordspanischen Provinzen besitzen eine bunte Geschichte und eine eigentümliche Kultur. Gerne grenzen sich die Einwohner dieser Region gegenüber den anderen Spaniern ab. Für das „Nationalgetränk“ Sidra, ein Apfelwein der an den französischen Cidre erinnert, lässt ein Nordspanier sogar seinen Rotwein stehen.

Vor allem die Galizier und Asturier sind stolz auf ihre keltischen Wurzeln. Dieser Volksstamm siedelte sich ab 700 v. Chr. im Norden Spaniens an. Der keltische Stamm der Gallaeker gibt der Region Galizien bis heute ihren Namen. Darüber hinaus lebten die Kelten mehrere Jahrhunderte in Nordspanien und prägten durch ihre fortschrittliche Kultur die Lebensweise der Menschen. Bis heute haben sich übrigens die Einflüsse der keltischen Kultur in den Provinzen gehalten: Die eigenständigen Sprachen in den Regionen, wie Galicisch, besitzen keltische Wurzeln.

Auch die traditionelle Musik und der klassische Tanz gehen beispielsweise stark auf die Kelten zurück. Denn die wenigsten Menschen erwarten nämlich Dudelsäcke in Spanien. Dabei ist die Gaità, der galicische Dudelsack, ein fester Bestandteil der lokalen Volksmusik. Das mit Ziegen- oder Schafsfell bezogene Instrument wird übrigens gerne mit voller Lautstärke gespielt und erreicht bis zu 120 Dezibel. Mit Flamenco und Kastagnetten hat das wenig gemein. Die Klänge erinnern eher an schottischen oder irischen Folk und sind für kontinentaleuropäische Ohren definitiv eine musikalische Erfahrung wert.

La Reconquista, die Rückeroberung des restlichen Spaniens

Im Jahre 60 v. Chr. mussten die Kelten abtreten und die Römer übernahmen unter Führung von Julius Caesar überdies die Kontrolle. Nach dem Zerfall des römischen Reichs wechselten die westgotischen Könige überdies in Nordspanien ständig, bis im Jahre 711 die Mauren begannen, Spanien zu erobern. Bald herrschten sie über den Großteil von Spanien – an Nordspanien bissen sie sich die Zähne aus. Der heutige Nationalheld Pelayo zettelte dementsprechend eine großangelegte Rebellion an und es gelang, die Mauren aus der Region zu vertreiben. Anschließend gründete sich das christliche Königreich Asturien. Von dort aus begann ferner die Reconquista, die Rückeroberung des restlichen Spaniens. Bis heute sind die Menschen in Nordspanien stolz darauf, dass sie als einziges Volk in Spanien den Mauren widerstehen konnten. Ein ausgeprägter Nationalstolz und ein starkes Bedürfnis nach Unabhängigkeit sind die direkte Folge davon.

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