Artikel Serie: Energie, Wärme und Umbau im Privathaushalt

Thermische Sanierung: Wärmedämmung ökologisch und energieeffizient

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Thermische Sanierung

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Als Haus- oder Wohnungsbesitzer fragen Sie sich bestimmt auch, wie Sie möglichst energieeffizient haushalten und wie Sie Ihr Haus sanieren können und müssen: Lohnt sich eine energetische Sanierung, von der alle sprechen, und was bedeutet das? Für die energetische bzw. thermische Sanierung gelten nicht nur strenge gesetzliche Vorgaben (Energieeinsparverordnung), die Sie einhalten müssen, sondern sie ergibt auch aus wirtschaftlicher Sicht sowie im Hinblick auf den Klimaschutz Sinn. Rund 71 % der Deutschen sehen in der Sanierung von Häusern und Wohnungen eine wichtige Maßnahme für den Klimaschutz. Wie wichtig der Klimaschutz vielen Hausbesitzern ist, zeigt sich auch an der steigenden Nachfrage nach ökologischen Baustoffen, die zur Wärmedämmung eingesetzt werden. Wir beantworten Ihnen alle wichtigen Fragen rund um die thermische Sanierung.


Was energetische bzw. thermische Sanierung bedeutet

Als (zukünftiger) Haus- oder Wohnungsbesitzer sollten Sie sich darüber Gedanken machen, ob Ihr Haus den gesetzlichen Energieeinsparverordnungen genügt und in was Sie noch investieren müssen. Die energetische Sanierung ist dazu da, den Energieverbrauch im Gebäude für Heizung, Wasser und die Lüftung zu minimieren. Darunter fallen zunächst die

  • Dichtung der Fenster und Türen,
  • Wärmedämmung (in der Regel Dach, Außenwände, Geschoßdecke, Kellerboden) sowie
  • modernere Heizanlagen (u. a. Einsatz von Wärmepumpen oder Brennwertgeräten).

Nur wenn alle drei Elemente gemeinsam saniert werden, ist die energetische Sanierung überhaupt sinnvoll. Hauseigentümer sind in der Regel verpflichtet (festgeschrieben in der Energieeinsparverordnung, kurz: EnEV, gültig seit Mai 2014), z. B. alle Heizkörper, die vor 1985 eingebaut wurden, bis 2015 auszutauschen. Zur energetischen Sanierung gehört des Weiteren auch der Einbau thermischer Solaranlagen (darauf werden wir in einem gesonderten Beitrag näher eingehen).


Energetische Sanierung mit Wärmedämmung

Die Wärmedämmung soll verhindern, dass durch die Heizung entstandene Wärme aus einem Raum zu schnell entweicht und dieser auskühlt (oftmals spricht man in diesem Zusammenhang auch von Wärmeisolierung). Auf diese Weise werden der Energiebedarf und somit die Heizkosten sowie Ressourcenverschwendung reduziert.

Die erste Wärmschutzverordnung in Deutschland gab es erst 1977 und war eine Konsequenz aus der Ölkrise 1973 – diese wurde ab 2002 durch die Energiesparverordnung (EnEV) ersetzt und wird seither regelmäßig aktualisiert.

Zur Dämmung Ihres Hauses können Sie künstliche sowie natürliche Materialien einsetzen:

  • künstlich: Polyethylen, Polystyrol, Neopor
  • mineralisch: Steinwolle, Glaswolle oder Schäume wie Porenbeton, Bimsstein, Blähton oder Perlite
  • natürlich, organisch: Hanf, Kokosfasern, Flachs, Zellulose, Holzfaserwerkstoff bzw. Holzwolle, Wiesengras

Beim Einbau der Wärmedämmung müssen Sie darauf achten, Ihr Haus auch mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung auszustatten. Wenn die Wärme nicht entweichen kann, entsteht eine hohe Feuchtigkeit und womöglich Schimmel. Deswegen ist es wichtig, dass Sie sich bei der energetischen Sanierung an einen Energieberater wenden und sich umfassend informieren. Dieser informiert Sie auch über staatliche Zuschüsse und günstige Kredite für die energetische Sanierung. Mehr über die Arbeit von Energieberatern und Fördermöglichkeiten erfahren Sie in unserem Artikel „Energieberater – So sparen Sie dauerhaft Energie„.


Im Trend: Wärmedämmung mit ökologischen Baustoffen

Wenn schon energiesparend, dann richtig: Immer häufiger greifen Haus- und Wohnungsbesitzer auch auf ökologische Stoffe zur Wärmedämmung zurück. Die Auswahl an Naturdämmstoffen ist groß. Sie können mit der richtigen Wahl zusätzlich für ein gesundes Wohnklima sorgen.

Ökologische Dämmstoffe haben viele Vorteile und sind genauso wirksam wie synthetische Stoffe. Es sind nachwachsende Rohstoffe, die gesundheitlich unbedenklich und recyclebar sind und klimafreundlich hergestellt werden. Ökologische Dämmstoffe wurden immer schon zum Wärmeschutz eingesetzt. Zu den derzeit gefragtesten Naturdämmstoffen gehören Hanf und Zellulosedämmung. Auch Wiesengras und Flachs werden häufig eingesetzt.

Dämmen mit Hanf

Im letzten Jahr wurde eine österreichische Baufirma mit dem deutschen STEP Award 2014 in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ für einen neuen Dämmstoff mit Hanf ausgezeichnet. Die dabei eingesetzte Hanffaser-Dämmplatte besteht z. B. aus Hanf, Bindefaser und Salz (zur Verbesserung des Brandschutzes) und ist für alle Bereiche einsetzbar.

Seit 1982 ist der Anbau des robusten Hanfs in Deutschland als Rohstoff (THC-armer Nutzhanf) erlaubt. Hanfpflanzen wachsen in der Regel schnell und sind sehr schädlingsresistent. Im Zusammenhang mit der energetischen Sanierung ist auch von Thermo-Hanf die Rede.

Die Hanfdämmung kostet zwischen 10 und 27 Euro je m². Im Vergleich zu einer Dämmung mit Styropor und EPS zahlen Sie ca. 5 bis 7 Euro mehr.

Video: Hanf – Baustoff der Zukunft

Wärmedämmung mit Flachs

Zur Herstellung der Flachsfasern werden die Kurzfasern der Pflanze verwendet, welche ein Abfallprodukt aus der Verarbeitung von Leinen sind. Sie werden zu einem Vlies verarbeitet, anschließend mit Stärke oder Polyesterfasern sowie Salzen verfestigt. Flachs setzt sich zum Teil aus Zellulose zusammen und ist gegen Schimmel sowie Insekten- und Fäulnisbefall resistent.

Die Vorteile von Flachs sind seine feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften und ein guter Schallschutz. Bei ca. 13 bis 30 Euro pro m² gehört Flachs zu den teureren Dämmstoffen.

Dämmen mit Wiesengras und Seegras

Gras wurde schon in der Bronzezeit zum Wärmeschutz verwendet – zwischen die aus Schilf geflochtenen und mit Lehm versiegelten Doppelwände wurde Gras gefüllt. Ein solch guter Wärmeschutz wurde erst wieder 1995 mit der Wärmeschutzverordnung erfüllt! Heute ist der Einsatz von Wiesengras und Seegras wieder im Trend.

Wiesengras ist ein regionaler und nachhaltiger Rohstoff, der vor seinem Einsatz als Dämmstoff von Eiweiß befreit wird. Die übrigen Zellulosefasern werden mit Borsäure zu einem wirksamen Wärmedämmstoff verarbeitet, der mit den Eigenschaften von Glas- oder Steinwolle vergleichbar ist.

Dem Seegras wird keine Borsäure beigemischt, da durch den hohen Salzgehalt ein natürlicher Brandschutz besteht. Wiesengras reguliert auf natürliche Art die Feuchtigkeit und sorgt für ein angenehmes Raumklima. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich das Material nur gering erwärmt und im Sommer einen guten Hitzeschutz darstellt. Wiesengras-Dämmstoff wird eingeblasen – daher ist es besonders für verwinkelte Räume geeignet, z.B. die eines Altbaus.

Die ökologische Zellulosedämmung

Zu den ökologischen Wärmedämmstoffen gehören auch Zellulosefasern, welche aus Altpapier hergestellt und lose wie auch in Plattenform angeboten werden. Zellulosedämmung wird aufgrund des sommerlichen Hitzeschutzes und der guten Dämmeigenschaften besonders häufig eingesetzt. Er ist elastisch und schimmelresistent.

Wenn Sie selbst sanieren möchten, ist Zellulose jedoch nicht zu empfehlen. Bei der Einblasdämmung ist die Feinstaubbelastung zu groß. Zellulose-Dämmstoff liegt im unteren Preissegment (ca. 10 bis 20 Euro pro m²) – das erklärt auch, warum dieser ökologische Dämmstoff so beliebt ist.

Vorteile von ökologischen Dämmstoffen

Es gibt viele weitere ökologische Baustoffe wie Kokosfasern, Kork, Blähton, Perlite, Holzfasern und Mineraldämmplatten. Allen gemeinsam ist, dass Sie trotz höherer Kosten einige langfristige Vorteile haben:

  • sommerlicher Wärmeschutz
  • die Dämmeigenschaften lassen auch bei Feuchtigkeitsaufnahme nicht nach und sie sind langlebiger
  • besserer Schallschutz
  • natürliches Raumklima

Zudem ist der CO2-Ausstoß bei der Herstellung um ein Vielfaches geringer.


Wo finde ich einen Experten für Wärmedämmung?

Um Ihnen die Suche zu erleichtern, haben wir eine Liste mit Unternehmen in Deutschland erstellt, die sich auf Wärmedämmung und energetische Sanierung spezialisiert haben:


Lohnt sich eine energetische Sanierung?

Die energetische Sanierung wird durchaus kontrovers diskutiert. Es gibt viele kritische Stimmen, die sagen, dass sich die Sanierung nicht rentiert: Die Kosten für die Sanierungsmaßnahmen übersteigen die Einnahmen, die man durch die Energieeinsparung gewinnt. Diese Kosten bleiben sowohl an den Eigentümern als auch an den Mietern und Steuerzahlern hängen – den Einzelnen helfen die staatlichen Fördermöglichkeiten nicht. Langfristig gesehen ist die Investition aber sinnvoll: Die Maßnahmen sind ressourcenschonend und klimafreundlich und kurbeln durch Schaffung von Arbeitsplätzen die Wirtschaft an. Wenn Sie überlegen, eine energetische Sanierung vorzunehmen, sollten Sie sich über den Umfang der baulichen Maßnahmen, sowie Kosten und Nutzen der Arbeiten beraten lassen.