Kleiner Garten, großes Glück – Der Eigene Schrebergarten

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© Stefan Körber - Fotolia.com

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Lange galten Schrebergärten als spießig und überholt, doch seit einigen Jahren erleben die kleinen Grünparzellen am Stadtrand eine erstaunliche Renaissance. So ganz überraschend ist die neue Sehnsucht der Großstädter nach einer blühenden Mini-Oase allerdings nicht – trotz Vereinsmeierei. Warum hin und wieder Unkraut jäten die beste Therapie ist, wie man einen eigenen Schrebergarten bekommt und was man sonst noch beachten sollte, erfahren Sie hier.

Was ist ein Schrebergarten?

Gottlob Joseph Schreber war Mitte des 19. Jahrhunderts als Arzt in in Leipzig tätig und betrachtete mit Sorge die Entwicklung der Arbeiterkinder: Haltungsschäden, Mangelernährung und zu wenig Bewegung an der frischen Luft ließen sie müde und blass aussehen. Die rettende Idee, etwas an diesen Zuständen zu ändern, kam allerdings erst seinem Schwiegersohn Innocenz Hauschild, der ebenfalls in Leipzig als Lehrer arbeitete. Er errichtete für seine Schüler eine große Spiel- und Lernwiese und gründete somit 1864 den ersten „Schreberverein“. Neben Toben und Klettern sollten die Kinder auch Beete anlegen und pflegen. Die Idee fand großen Anklang, sodass sich aus der anfänglichen Wiese schnell ein Treffpunkt für die ganze Familie entwickelte. Während die Kinder glücklicher und gesünder wurden, füllte sich ganz nebenbei die heimische Speisekammer mit zusätzlichem Obst und Gemüse. Nachahmer ließen nicht lange auf sich warten. Mittlerweile gibt es in Deutschland 15.000 Vereine, denen fast 970.000 Kleingärtner angehören. Jeder von ihnen verfügt über ein kleines Stück eingezäunte Natur samt Häuschen, das er nach Herzenslust gestalten kann – soweit es mit der Vereinsatzung im Einklang steht.

Wie bekomme ich einen Schrebergarten?

Kleingärten sind begehrt und so kann es vorkommen, dass man sich besonders in Ballungsgebieten auf längere Wartezeiten von bis zu zwei Jahren einstellen muss. Wer sich allerdings gut informiert, kann mit etwas Glück recht schnell an seinen eigenen Schrebergarten kommen. Eine kurze Recherche im Internet reicht meist aus, um die Kontaktdaten örtlicher Kleingartenvereine oder Kleingartenverbände ausfindig zu machen. Hat man einige passende Adressen herausgefunden, lohnt es sich die Anlagen in Ruhe zu besichtigen. Die allgemeine Atmosphäre kann sich von Verein zu Verein stark unterscheiden. Auch sollte man sich vorher überlegt haben, wie wichtig die Anbindung zu öffentlichen Verkehrsmitteln ist, ob man sich einen extra Spielplatz für die Kinder wünscht und ob man sich in einer großen oder kleinen Anlage wohler fühlt.
Ist der Traumgarten entdeckt, sollte man sich direkt zum Vereinshaus begeben, über das jede Kolonie in Deutschland verfügt. Dort kommt man nicht nur mit anderen „Laubenpiepern“ ins Gespräch, sondern kann sich gleich am Schwarzen Brett informieren, ob und welche Parzellen in nächster Zeit frei werden.

Schließlich erfolgt ein Termin mit dem Vereinsvorstand und der Antrag auf Mitgliedschaft. Erst dann darf man sich um einen Garten zur Pacht bewerben. Allerdings ist der Vorstand seinen neuen Gartenfreunden bei allen Wünschen behilflich und regelt auch alles Vertragliche. Für die Pächter in spe heißt es jetzt nur noch abzuwarten, bis der geeignete Schrebergarten frei wird.

Was kostet ein Schrebergarten und welche Rechte und Pflichten habe ich?

Ist der perfekte Schrebergarten bereit zur Übernahme, ist man dazu verpflichtet, dem Vorpächter eine entsprechende Ablösesumme für Laube, Pflanzen und Gartengeräte zu zahlen. Je nachdem, was vorher investiert wurde, können das zwischen 1000 und 5000 Euro sein. Die laufenden Kosten sind meist erschwinglich und belaufen sich beispielweise in Berlin auf durchschnittlich auf 1 Euro pro Tag – inklusive Jahresbeitrag und Pacht.

Die Pächter sind natürlich verpflichtet, ihren Garten in Schuss zu halten. Der Vorstand achtet meist sehr darauf, das keine Parzelle verwahrlost. Man sollte deshalb die Pflege nicht unterschätzen und mindestens zwei Mal die Woche nach dem Rechten sehen. Wer beruflich stark eingebunden oder viel unterwegs ist, teilt sich seinen Kleingarten am Besten mit guten Freunden. Dafür hat man als Pächter das Recht, in seiner Parzelle zu grillen, ein Planschbecken aufzustellen, seine Katze darin stromern zu lassen und in seiner Laube zu übernachten, sofern man nicht komplett darin einzieht.

Warum sollte ich mich für einen Schrebergarten entscheiden?

Wer sich mit dem Konzept den Kleingartens anfreunden kann, wird schnell darin eine Oase der Erholung, Ruhe und des Schaffens entdecken. Gartenarbeit baut nachweißlich Stress ab, beugt Depressionen vor und schützt vor Burn Out. Auch wenn die Nutzer im Gegensatz zu früher nicht mehr auf das angebaute Obst und Gemüse angewiesen sind, erfüllen Kleingärten eine Funktion, die in der heutigen Zeit immer wichtiger wird: Sinnstiftung.

Hier finden Sie einige ausgewählte Kleingärten zur unverbindlichen Information:


Die Freude daran, einen Ort nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und zu entwickeln, liegt in der Natur den Menschen. Kaum etwas hilft besser gegen den tristen Alltag, als einen Garten aus eigener Kraft zum Erblühen zu bringen. Einen Salat, den man selbst angebaut, gepflegt und beim Wachsen beobachtet hat, schmeckt einfach anders als ein Salat vom Supermarkt nebenan. Für Kinder können Gartenanlagen spannende Erlebnisräume sein, in denen sie auf eigene Faust die Natur entdecken und gleichzeitig Achtung für sie entwickeln. Aufgrund der Vereinsstruktur schützen Schrebergärten vor Vereinsamung, was besonders für Senioren immer wichtiger wird. Gartenkolonien gehören heutzutage zu den wenigen Orten der Begegnung, an denen Menschen aus allen sozialen Schichten zusammentreffen. Hier kommen Junge, Alte, Arbeitslose, Berufstätige und Migranten miteinander ins Gespräch und oft entstehen daraus Freundschaften, die ein Leben lang halten.

Weiterführende Informationen

Tipps des Stadtportal berlin.de
Informationen zu Kleingärten des Stadtportal frankfurt.de
Regelwut oder nützlich? Das Bundeskleingartengesetz im Wortlaut