Zutritt nur für Männer – die Rückkehr des klassischen Herrenfriseurs

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Herrenfriseur

Herrenfriseur Fotolia©Gina Sanders

Lange Jahre saßen Mann und Frau im Friseursalon, mehr oder weniger gezwungenermaßen, einträchtig nebeneinander. Der Frau wurde der Kopf in Folie gehüllt, unter der eine frische Tönung reifte, was auf Männer meist etwas albern wirkte und sowieso ungut roch. Während sich die Herren im Friseurstuhl daneben die Koteletten stutzen ließen oder die übliche Kurzhaarfrisur verpasst bekamen. Dazu gab es vielleicht einen Kaffee, etwas Standard-Smalltalk über das Wetter und Neuigkeiten aus der Stadt oder eine Zeitschrift vom Lesezirkel zum Blättern. Umsichtige Friseure hatten für ihre männliche Kundschaft immerhin Automagazine oder Sportzeitungen organisiert, aber eine echte Wohlfühlatmosphäre hat den meisten Männern in solchen Salons oft gefehlt, ganz einfach, weil sie nicht unter sich sein konnten. Es gab auch andere Zeiten, als der Gang zum Herrenfriseur für Männer mehr als eine lästige Pflichtaufgabe war. Sie genossen sogar den Besuch beim Barbier, der Bart und Haarpracht in Form brachte, aber auch einen Treffpunkt bot, wo Männer unter sich sein konnten. Diese alte Tradition lebt langsam wieder auf und es etablieren sich immer mehr Herrenfriseure.

Ein Handwerk mit langer Tradition

Was heute der Herrenfriseur ist, war einst der Barbier. Die Bezeichnung des klassischen Handwerksberufs ist seit dem Mittelalter bekannt. Die Tätigkeit zeichnet sich durch eigene Techniken nur für die Pflege und den Schnitt von Bärten und Männerhaaren aus. Bis in die Sechzigerjahre wirkten die Barbiere in ihren Salons, rasierten nach allen Regeln der Kunst ihre männliche Klientel, die dort oft über Stunden verweilte und eine Auszeit vom Alltag nahm. Das Ambiente war mal schlicht und rustikal oder glich einem gediegenen englischen Klubraum. Als dann die Zeiten der Wegwerfrasierer anbrachen, erledigten immer mehr Männer die Rasur zu Hause und überließen den Haarschnitt bald dem Universalfriseur um die Ecke, der sich vom Kleinkind bis zur Seniorin gleich um jedermann kümmerte. Die typischen Barbier-Salons verschwanden langsam aus dem Bild der Städte, nur einzelne überdauerten die Zeit.

Was Männer wollen

Schon seit einigen Jahren kehren diese klassischen Herrenfriseure nun mit neuen Salons zurück und zelebrieren das Barbier-Handwerk längst nicht mehr nur in großen Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München. Diese besonderen Salons sind edel, die Herren-Friseur-Einrichtung verbreitet mit Hölzern oder echtem Leder den Charme vergangener Zeiten und zeigt oft das traditionelle Erkennungszeichen, den früher vor allem in Amerika verbreiteten Barberpole, eine sich drehende Stange mit roten, weißen und blauen Streifen. Friseure in diesen Shops haben nicht nur die klassische Unisex-Friseurlehre durchlaufen, sie beherrschen neben dem Umgang mit Kamm oder Schere auch feine Striche mit scharfen Rasierklingen. Hier darf mitunter noch eine Zigarre geraucht werden und dazu wird ein Drink oder ein kühles Bier gereicht. Die Gespräche im Salon drehen sich um typische Männerthemen wie Autos oder Fußball. Aber auch über Pflege und Styling tauscht man sich hier aus, denn ein gepflegtes Äußeres oder neue Trends sind schon lange kein exklusives Privileg der Damenwelt mehr. Die muss in den meisten Salons übrigens draußen bleiben, denn hier gilt für eine möglichst ungezwungene Atmosphäre das Motto: „Men only“.

Typberatung: Welcher Typ bin ich eigentlich?

Bei der Beantwortung dieser Frage hilft ein erfahrener Herrenfriseur natürlich ebenfalls weiter. Dabei geht es nicht darum, die jüngsten Trends aus Hochglanzmagazinen zu kopieren, sondern tatsächlich den Haarschnitt zu finden, welcher Typ und Stil eines Mannes optimal unterstreicht. Wer einmal ein neues Styling ausprobieren will, kann sich auf den geübten Blick eines Herrenfriseurs und seine Typberatung verlassen. Am Outfit erkennt er Vorlieben, nimmt Kopfform und Haarqualität in Augenschein und macht Vorschläge für Frisuren, die den Look eines Mannes perfekt abrunden können. Die neue Frisur sollte dann auch in Schuss gehalten werden. Dazu gibt ein guter Herrenfriseur Tipps für das tägliche Styling und die Haarpflege mit auf den Weg, aber auch ein frischer Haarschnitt ist in regelmäßigen Abständen notwendig. An dieser Stelle fragen dann natürlich viele Herren, wie oft sie zum Friseur gehen sollen, damit der Schnitt nicht durch den Haarwuchs seine Form und Wirkung verliert. Bei den meisten Frisuren reicht es, alle vier Wochen einen Termin beim Herrenfriseur für einen neuen Schnitt mit frisch gekürzten Spitzen zu vereinbaren.

Die Herren-Friseur-Preise

Der Besuch bei einem echten Herrenfriseur in einem Barber-Salon ist oft etwas teurer als der Gang zum Friseur um die Ecke oder der schnelle Haarschnitt der Discount-Salons in den Supermärkten. Dafür gibt es hier aber auch professionelle Handwerkskunst für Bart und Männerhaar, die andere Friseure in dieser Form selten beherrschen. Dazu kommen dann noch Wellness-Komfort mit Massagen für Kopfhaut oder Gesicht, ein elegantes Ambiente, Erlebnischarakter und ein geselliger Männerplausch mit Drinks inklusive. Im Schnitt berechnen Herrenfriseure

  • für einen normalen Haarschnitt mit Wäsche um die 30 Euro
  • beim Maschinenschnitt rund 20 Euro
  • für belebende, fünfminütige Kopfmassagen unter 10 Euro
  • die halbstündige traditionelle Nassrasur mit gut 25 Euro
  • das Formen von Bärten aller Art zu rund 10 Euro

Natürlich können die Preise abhängig von Stadt, Ausbildung des Friseurs und Aufwand variieren. Mit etwas Glück bekommt der Kunde für sein Geld vielleicht sogar ein wenig Insiderwissen vermittelt, zum Beispiel Tipps aus dem Erfahrungsschatz eines Herrenfriseurs, vielleicht auch ein Rezept für einen weichen Bart …

Weiterführende Informationen

http://www.welt.de/icon/article136781486/Hier-sind-echte-Gentlemen-unter-sich.html
http://www.spiegel.de/panorama/schorem-barbershop-in-rotterdam-rasieren-im-stil-der-fuenfziger-a-954927.html
http://www.menshealth.de/style/haut-haare/woran-sie-einen-guten-friseur-erkennen.308040.htm