Upcycling vs. Entrümpeln – mehr Raum für Ideen

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kreative Upcycling-Sitzbank und -Tisch aus Paletten

Upcycling oder Entrümpeln? Viele Menschen frragen sich das, wenn sie ihre vier Wände auf Vordermann bringen wollen. Die Werkbank im Keller versinkt in einem Meer aus alten Fahrrädern, Stühlen, die bei der letzten Wohnungsrenovierung aussortiert wurden, und jeder Menge anderem Gerümpel, das hier, wie in einem atomaren Zwischenendlager, auf unbestimmte Zeit abgeladen wurde. Zum Werken wird einem da nicht zumute, denn wer kann in einem solchen Chaos schon kreativ oder produktiv werden? Kurzum: Der Unrat muss weg oder einem Upcycling unterzogen werden!

Second-Hand statt Wegwerfen

Es gibt diverse Optionen sich von ungewollten Möbeln und Gegenständen zu trennen: Entsorgung, Upcycling oder ein Second-Hand-Verkauf. So ermöglichen beispielsweise Plattformen wie Local24, Quoka oder Ebay und die dazugehörigen Ebay-Kleinanzeigen gebrauchte Dinge aller Art online anzubieten. Regionalsuchen erlauben es, dass andere Nutzer Ihre Sachen vor Ort finden. Wer eine Abholung durch den Käufer verlangt, spart Kosten. Daneben kann man auch in lokalen Zeitungen annoncieren, solche Anzeigen sind aber – anders als viele Online-Inserate – oft kostenpflichtig.

Sperrmüll: Unbrauchbares entsorgen

Die andere Option ist die Entsorgung als Sperrmüll. Entweder man bestellt sich eigenständig einen Container vor die Haustür oder man nutzt die Sperrmüllentsorgung durch die Stadt beziehungsweise die Gemeinde.

Containerdienste sind kostenpflichtig. Die Preise variieren je nach Größe des Containers beziehungsweise der Menge und Art des Mülls, der entsorgt werden soll und auch nach Region. In vielen Städten gibt es auch Privatdienste, die Sperr- und sogar Sondermüll jederzeit abholen können wie DerEntrümpeler in München oder Junkbusters in Hamburg. Die Dienste sind nicht viel teurer als Angebote der Stadt oder der Gemeinde, dafür aber flexibler und ad hoc zu buchen.

Die Sperrmüllentsorgung durch die Stadt oder Gemeinde wird lokal unterschiedlich gehandhabt. In einigen Orten gibt es feste Termine für die Sperrmüllabholung, die bei der Abfallwirtschaft oder dem jeweiligen Bürgerbüro in Erfahrung gebracht werden können. Mancherorts ist es aber nur möglich eine Sperrmüllabholung individuell anzumelden. Zum vereinbarten Termin sollten dann die abzuholenden Möbel und Möbelteile straßennah zur Abholung bereit stehen. In der Regel ist ein Termin im Jahr pro Haushalt kostenlos.

In Berlin kostet die Abholung von 5m³ Sperrmüll durch den BSR beispielsweise 50 Euro. Für diese Menge kann folgendes entsorgt werden (Quelle für Beispielrechnung: bsr.de):

  • Beispiel 1:
    2 Einzelbetten, 1 großer Schrank, 4 kleine Unterschränke, 3 Stühle und 12 m² Teppich
  • Beispiel 2:
    1 Doppelbett, 1 Couch, 4 Stühle, 1 Sessel, 1 Bank, 2 Tische

Sondermüll und Sondermüll

Alte Elektrogeräte wie Kühlschrank oder Fernseher gelten nicht als Sperrmüll, sondern sind Sondermüll und müssen als solcher entsorgt werden. Wer über einen eigenen Transporter oder einen größeren Wagen verfügt, kann ausgediente Möbel auch selbst zur Müllkippe beziehungsweise zu den Wertstoffhöfen in seiner Umgebung bringen. Auch hier variieren die Kosten von Ort zu Ort, eine Sperrmüllabfuhr pro Haushalt im Jahr ist aber oftmals ebenfalls gratis.

Die Entsorgung von Sperrmüll ist natürlich öfter als einmal möglich, die Preise werden dann pro Kilogramm oder Kubikmeter berechnet.

Upcycling: Aufwerten statt Wegwerfen

Doch nicht alles, was den Weg zur Werkbank im Keller verbaut, ist wirklich Müll. Sonst hätte man es wahrscheinlich längst entsorgt. An einigen Dingen hängt man aus ideellen Gründen. Da steht noch das erste Fahrrad vom Sohnemann, mit dem er das Radeln überhaupt erst gelernt hat oder Omas alte Vollholzkommode, die zu wuchtig für das Schlafzimmer war. Diese Dinge sind einfach zu schade zum Wegwerfen und auch ein Weiterverkauf kommt nicht in Frage.

Im Keller sollten sie eigentlich auch nicht versauern. Und bei manchen Gegenständen fangen bereits die kreativen Hirnwindungen an zu arbeiten: daraus könnte man doch … bauen.

kreatives Upcycling-Fahrrad mit Blumekasten

kreatives Upcycling-Fahrrad mit Blumekasten

Upcycling heißt das. Das Wort setzt sich aus Up (englisch: „hoch“) und „Recycling“ (englisch: „Wiederverwertung“) zusammen. Der Begriff Upcycling fand Mitte der 1990er Jahre seine erste Erwähnung durch den Ingenieur Reiner Pilz. In der britischen Zeitschrift Salvo kritisierte Pilz den gängigen Umgang mit Wertstoffen beim Recycling. „Recycling“, sagte er, „ich nenne es Down-cycling. Sie schlagen Steine kaputt, sie schlagen alles kaputt. Was wir brauchen, ist Up-cycling, bei dem alte Produkte einen höheren Wert erhalten, keinen geringeren.“

Gebrauchtes oder scheinbar Unbrauchbares soll also nicht eingeschmolzen oder verschrottet werden, sondern Weiterverwendung finden. Die Idee ist es also, gebrauchte Gegenstände so zu verändern und zweckzuentfremden, dass aus ihnen ganz neue Gegenstände werden, die von gewisser Funktionalität sind.

Mit Upcycling seine Individualität ausdrücken

Mittlerweile ist Upcycling zum Trend geworden. Dabei ist die Idee gar nicht so neu. Früher hat man alte Hemden auch zum Wischlappen umfunktioniert. Beim Upcycling sind aber auch handwerkliche Großprojekte möglich. Genau das Richtige also, um scheinbaren Sperrmüll wieder brauchbar zu machen. Aus einem alten Fahrrad wird ein Blumenständer für den Garten. Aus alten Blumenübertöpfen können Lampenschirme gefertigt werden und Omas alte Kommode kommt in der Gartenlaube zu neuem Glanz: in ihr werden fortan alle Samen und Kleinstgeräte verstaut.

Omas alte Kommode kann aber auch „tiefer gelegt“ werden und mit ein paar Handgriffen entsteht ein stylisher Couchtisch im Antik-Look. Dazu die Beine auf die gewünschte Höhe mit einer Säge kürzen und nur so viele Schubfächer beibehalten, dass der Tisch nicht zu hoch wird. Als Abschluss beziehungsweise Ablage eignet sich ein Stück Küchenarbeitsflächenholz oder eine durchsichtige Plexiglasscheibe. Darunter können Fotos oder Lieblingsansichtskarten arrangiert werden.

Der eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Wer aber noch Anregungen sucht, schaut beispielsweise mal in diese Fotogalerie: http://twistedsifter.com/2012/06/creative-ways-to-repurpose-reuse-and-upcycle-old-things/

Also schnell den „Müll“ etwas beiseite schieben und an der Werkbank ans Upcyclen gehen!

Die Vorteile von Upcycling liegen auf der Hand:

  • Aufgrund Wiederverwendung umwelt- und ressourcenschonend
  • Günstiger als Neuanschaffung
  • Der Kreativität freien Lauf lassen: selbst gemacht statt selbst gekauft
  • Endlich wieder Platz im Keller!