„Das nächste Spiel ist immer das schwerste!“
Fußballsoftware? Richtig – da war doch was. Mitte der 1990er Jahre. Zu viert oder fünft saß man damals in WG-Zimmern oder Hobbyräumen und versuchte, zumindest virtuell mit einer Fußballsoftware, größter Fußballzampano aller Zeiten zu werden – mit Bundesliga Manager von Software 2000 oder Ascaron Anstoß, um nur zwei beliebte Spiele zu nennen. Oft genug war die ganze Arbeit aber umsonst. Denn hatte man schließlich nach Wochen mühevoller Planung und Detailarbeit die perfekte Stammmannschaft mit herausragenden Spielerwerten beisammen, verlor man – und zwar nicht gegen den Tabellennachbarn, sondern, na klar, gegen das Schlusslicht. Niederträchtig, aber realitätsnah war diese Fußballsoftware programmiert.
Die moderne Generation der Fußballsoftwares hat dagegen einen ganz neuen Zweig von Managing-Tools hervorgebracht. Diese sind für echte Trainer konzipiert und helfen, echte Teams zu verwalten – vom Amateurverein über Landesverbände bis hin zum internationalen Top-Club.
Mithilfe von Fußballsoftware das Team führen und organisieren
Martin B. aus Stuttgart hat eine solche Fußballsoftware, easy2coach, bereits getestet. Der 39-jährige, ehrenamtliche C-Junioren-Trainer nutzt seit einigen Monaten die kostenlose Basis-Mitgliedschaft. Jetzt, in der Sommerpause, sitzt B. abends im Arbeitszimmer im Keller seines Einfamilienhauses und tüftelt mithilfe des Tools am Saisonplan 2016/2017. Auch gibt es im August wieder eine Ferienfreizeit für fußballinteressierte Jungen und Mädchen ab 13 Jahren zu organisieren. Dazu passende Übungen, die nicht zu anspruchsvoll sind, aber idealerweise die Begeisterung für den Sport vermitteln sollen, hat Martin B. mithilfe der Software archiviert, nebst Notizen, wie gut diese in den vergangenen Jahren jeweils aufgenommen wurden.
Während B. diese Übungsdatenbank eher als Gedächtnisstütze sieht, die „nice to have“, aber nicht unverzichtbar ist, gibt er zu, dass er die Funktion der Trainingsplanerstellung bereits jetzt nicht mehr missen möchte: Mit easy2coach plant, strukturiert und druckt der Stuttgarter seine Trainingspläne. „Das ist viel übersichtlicher und sieht auch viel ordentlicher aus als meine Zettelwirtschaft“, sagt er. Davon abgesehen, dass die Planung mit dem Tool sehr schnell vorgenommen werden kann – kein Vergleich zu B.s früheren Plänen, die er mühsam im vergleichsweise unflexiblen Word-Programm tippte und formatierte. Auch bevorstehende Spiele seiner C-Junioren sind mit wenigen Klicks strategisch aufgestellt. Diese Zeitersparnis ist ein wichtiges Kriterium für den zweifachen Familienvater, der im Hauptberuf Personalreferent bei einem mittelständischen IT-Dienstleistungsunternehmen ist.
Daten, Diagramme und Statistiken können sogar Konflikte lösen
Tatsächlich hat sich, seit der Jugendtrainer die neue Software nutzt, auch die Kommunikation im Team verbessert. Alle Spieler und deren Eltern sind als Nutzer freigeschaltet. Kollegen sahen das anfangs skeptisch und warnten B. vor zu viel Einmischung. Doch letztlich wurde der Coach für diese Transparenz belohnt. Denn zum damaligen Zeitpunkt störte bereits seit Monaten ein ungelöster Konflikt das Mannschaftsklima:
„In der vergangenen Saison haben viele Eltern – und davon beeinflusst auch viele Spieler – mehr Passtraining gefordert und im Gegenzug meine Parcoursübungen kritisiert“, erzählt Martin B. „Die haben einfach nicht verstanden, wozu die gut sind. Dabei hat die Mannschaft ein Defizit bei der Ausdauer gehabt. Anhand der Trainingsstatistiken, die ich mit der Fußballsoftware erstellt habe, konnte ich aber nach einigen Wochen zeigen, dass seit der Einführung des regelmäßigen Parcourstrainings die allgemeine Leistungsfähigkeit und Ausdauer im Team gestiegen sind. So kann man kritischen Stimmen sehr schnell zeigen, dass man für seine, wenn vielleicht auch unbeliebten Entscheidungen, gute Gründe hat. Ohne solche einleuchtenden grafischen Darstellungen und ohne, dass alle, die es angeht, Zugriff darauf haben, hätten sich die Wogen sicherlich nicht so schnell geglättet. Jetzt stehen Eltern und Spieler wieder total auf meiner Seite. Ich musste das nicht mal ausdiskutieren.“
Eine gewisse Affinität für die Datenerhebung brauche man natürlich schon, wendet B. ein. „Die beste Software nützt nichts, wenn man sie nicht mit relevanten Daten füttert oder keine Lust hat, diese zu verwalten.“ Natürlich könne auch immer etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommen. Zum Ende der vergangenen Saison, erzählt B., seien die Fußballplätze der Region durch starke Regenfälle mehrfach beinahe „abgesoffen“. Auf solche erschwerten Bedingungen könne man selbstverständlich nur schwer „hintrainieren“, egal ob mit oder ohne organisatorische Hilfsmittel.
Fußballsoftware vs. Intuition?
Gerade in einer Altersklasse wie der der 13- bis 14-Jährigen müsse man sich dann und wann auch auf sein Bauchgefühl statt auf Zahlen und Analysen verlassen. „Es gibt Tage“, so Martin B., „da spürt man, dass die Spieler abgelenkt sind, z.B. aufgrund schlechter Noten in der Schule oder Ärger zuhause.“ Der Coach hat dafür Verständnis. Man könne an Jugendliche, die mitten in der Pubertät steckten, nicht die gleichen Maßstäbe anlegen wie an die Bambinis oder die Senioren. „Da schmeiße ich den Trainingsplan auch schon mal über den Haufen, höre einfach nur zu oder versuche, das Selbstbewusstsein und den Team Spirit wieder zu pushen“, fasst der Trainer zusammen. Am Ende hält der Stuttgarter es ohnehin mit Sepp Herberger: „Das nächste Spiel ist immer das schwerste.“